Flensburg, Volksbad – 04.02.2023
+ LAST LINE OF DEFENCE + CATTLEBAT
WASCHZWANG e.V. ist eine siebenköpfige, noch recht neue Konzertgruppe aus Flensburg. Die Mitglieder kennen wir zum Teil bereits seit Jahren, zum Beispiel Imke, Boris oder Martin. Letzterer hat uns schon mehrfach in den Hafermarkt eingeladen. Ursprünglich hätten wir sogar beim ersten WASCHZWANG-Konzert überhaupt mitspielen sollen, im November 2021 (!) mit KNUD VOSS, SNOB CITY BOYS und COLD. Doch Corona zerschmetterte alle Pläne, was schade war, da die Waschis sich liebevoll in die Werbung geschmissen hatten und das Konzert frühzeitig ausverkauft war. Nun soll es aber klappen und wir sind zusammen mit CATTLEBAT und LAST LINE OF DEFENCE beim vierten Waschgang am Start.
Erst als wir ankommen, stellt sich heraus, dass trotz penibler Planung und zahllosen Mails ein Missverständnis aufgetreten war: Die Waschis und die Volksbad-Crew gingen von 15:00 Uhr Aufbaubeginn aus, wir von 16:00 Uhr. Auch hier noch mal ein dickes Sorry dafür. Zum Glück verläuft alles reibungslos, wir wämsen unseren Kram, so fix es geht, auf die Bühne und Terje mischt einen hervorragenden Sound.
Yeah, bevor um 19:00 Uhr die Pforte zum Volksbad geöffnet wird, ist noch Zeit, mit den Waschis und den anderen Bands zu schnacken und lecker zu dinieren. Der CATTLEBAT-Gitarrist erinnert mich daran, dass wir vor ca. fünfundzwanzig Jahren mal zusammen auf einem Festival in Bad Bramstedt gezockt haben. Sehr geil, er war damals bei ENTRUST, ich bei BONEHOUSE. Das Essen, was die Crew, vor allem Imke, gezaubert hat, ist einfach der Hammer. Es gibt vegane und vegetarische Varianten, unfasslich leckeren veganen Speck, Salate, Käse…Alles frisch, knackig, auffen Punkt und geil gewürzt. Da stecken ganz klar Zeit, Liebe, Vorbereitung und Kenntnisse drin, um das zu erkennen, muss man kein 5-Sterne-Restaurant-Tester sein. LAST LINE OF DEFENSE kennen wir zum Teil schon von unserem Gastspiel in der Villa Wedel, denn genau von daher kommen die Nasen. Alles entspannte Leute, heute ist kein Stinkstiefel anwesend.
CATTLEBAT eröffnen den Abend und das Volksbad ist schon richtig gut gefüllt! Die Band hatte mich auf dem 2019er MOORLOCH sowie mit ihrer „Shooting Rainbows“-LP überzeugt und tut dies auch heute. Stoner mit lässiger Rock’n’Roll-Kante, krachende Gitarren und schwere Beats bestimmen das Bild. Sänger/Bassist Lemmi knurrt, singt und röchelt superb, muss aber verkünden, dass CATTLEBAT heute leider kein Merch anbieten können – er sei mit dem E-Roller gekommen.
LAST LINE OF DEFENCE erhöhen das Tempo, bewegen sich die Wedeler doch im klassischen HC/Punk. Mit ordentlich Schwung kommen die Jungs erfrischend rüber. Die Leute sind wie schon bei CATTLEBAT voll dabei, es wird ordentlich herumgesprungen und gepogt. So mag und kenne ich Flensburg! LLOD spielen zwei Coverversionen, sehr geil gewählt, einmal SUICIDAL TENDENCIES („War Inside My Head“) und einmal SLAPSHOT („Olde Tyme Hardcore“).
Verrückterweise waren wir sehr lange nicht im Volksbad, obwohl eigentlich immer Kontakt bestand. Über 13 Jahre ist der letzte VLADI-Auftritt her! Aber wie erwähnt waren wir dazwischen x-mal im Hafermarkt und es zeigt sich, dass die Flensburger:innen uns nicht vergessen haben. Manchmal ist es ja so, dass sich ab einem bestimmten Zeitpunkt ein Laden leert. Aber in Flensburg habe ich das selten oder nie so erlebt, hier zieht der gemeine Punker noch durch! Ebenso die Schüttelrüben und Kuttenträger:innen. Heute kommen beständig Leute, was sicher auch an der Werbung der Waschbrettfans liegt, die überall Plakate hingeklatscht haben. Yeah, wir hören uns super und auch vor der Bühne scheint der Sound differenziert und gleichzeitig druckvoll zu sein – Dank an Terje! So macht das Laune, zumal vom Mob eine Energie ausgeht, die uns wiederum antreibt. Die Leute gehen gut ab, brüllen, springen, pogen und rufen Quatsch. Martin dokumentiert Teile des Abends für seinen YouTube-Kanal Shitty Videos Galore – Punk Rock and other crap (ein regelmäßiger Besuch lohnt sich). Ich persönlich merke, dass ich mir vorher nochmal die eigenen Texte zu Gemüte hätte führen können. Ein, zwei Textzeilen muss ich doch spontan durch aneinandergereihte Phantasiewörter ersetzen. Aber echte Kunst ist halt immer im Fluss, verändert sich weiter, ist nie ganz fertig, wird im Augenblick erschaffen. Oder so. Eric scheint sein Schlagzeug pulverisieren zu wollen, Zarc spielt und singt wie’n Engel, Nico zieht Grimassen, Andi bangt mir um die Wette – alles normal also, nur noch ‘n bisschen geiler.
Danach überraschen mich Gerri und Thays, indem sie auf ‘nen Schnack zum Merch kommen. Ich hatte die beiden den ganzen Abend über überhaupt nicht gesehen, dabei seien sie von Anfang an vor Ort gewesen. Umso schöner das Wiedersehen! Schön ist auch eine Begegnung mit einem Besucher, der sich sicher ist, dass ein Aufeinandertreffen von uns beiden ihm „für zehn Tage Glück“ verschaffe. Er nennt mehrere Beispiele (Festivals wie Enzo) und was ihm danach alles an guten Dingen widerfahren sei. Ich bin gespannt, was er mir beim nächsten Mal erzählt!
Das war wunderbar. Zu erwähnen ist übrigens noch DJ DAS EXKREMENT, der die Umbaupausen und die Aftershowparty optimal beschallt hat. Und die Waschis zeigen bis zur letzten Sekunde Gastfreundschaft, ich bekomme sogar einen Gin-Tonic-to-Go im Wurstglas mit auf die Heimreise. DANKE! FEEL THE MIGHTY WASCHZWANG!
P.S. Die tollen Bilder hat Franzi Dings (auch Waschzwang e.V.) gemacht.