Hamburg, Lobusch – 19.11.2022
+ KILLBITE + HOT SCHROTT
Was für ein Abend! Manche Konzerte plant man monatelang im Voraus und trotzdem klappt alles nur so semigut. Was natürlich auch ausreicht. Semi reicht uns ja völlig. Aber heute bekommen wir das volle Pfund Liebe mitten in die Fressen. So kurzfristig konnten wir selten zusagen. Erst am Vortag des Konzerts kommt über KILLBITE-Ballo die Anfrage rein, ob wir für HE LOST HIS IRO IN AN APOCALIPSTIX WORLD einspringen wollen. Deren Gitarrist Stefan hat nämlich leider Corona bekommen (gute Besserung!) und so kann die Band um Tati und Davide nicht wie geplant ihre Tour beenden. Ich hatte eh vor, dieses Konzert zu besuchen, glaube aber kaum, dass alle anderen vier Vladis so spontan Zeit haben. Doch das Unerwartete passiert. Alle haben Zeit! Bock sowieso. Zarc und Andi wollten sich eh zu zweit treffen, um an neuen Songs zu arbeiten, Eric und Nico hatten tatsächlich auch nichts vor, was sich nicht verschieben lässt.
Und so trudeln wir am Samstagabend in der Lobusch ein und treffen viele bekannte Gesichter. Unsere Killbites natürlich, aber auch Tomscheck, Meyer77, Floyd, Isa oder DK trudeln ein. Auch Tati und Davide lassen es sich nicht nehmen, vorbeizugucken. Das vegane Essen mit Kartoffelsalat und diversen Schnitzelsorten ist der Burner, da wäre der olle Pigsmoker (R.I.P.!) sicher zufrieden gewesen. Schon gegen neun füllt sich die Hütte. Einziger Nachteil an einer vollen Lobusch: Man kann ja kaum in Ruhe kacken. Die einzige Toilette ist hart umlagert, so dass es zugeht wie auf einer WG-Party: Ich habe noch nicht mal meine Hose runtergezogen, da bollert schon eine Punkerin an die Tür: „Ey, können wir uns darauf einigen, dass du SCHNELLER kackst!“
Gegen 22:00 Uhr, als kein Sauerstoff mehr einzuatmen ist, fangen HOT SCHROTT an. Diese Band gefällt mir ja auf Anhieb und stellt eine große Überraschung dar. Es handelt sich um fünf Hamburger:innen, von denen einige während des Gig auch gern mal die Instrumente bzw. den Platz auf der Bühne tauschen. Punk mit Geige, der mal einen HANS-A-PLAST-Touch hat, mal auch völlig eigenständig klingt! Die drei Frauen in der Band übernehmen alle mal den Leadgesang und haben völlig unterschiedliche Stimmen, was die Chose extrem abwechslungsreich macht. Von derbe & aggressiv bis zu eingängig & melodiös wird ein amtliches Spektrum abgedeckt. Der Pöbel kommt schnell in Fahrt und feiert!
Alter, ist die Lobusch jetzt voll! Man kommt nicht mehr am Tresen vorbei, da ist alles verstopft mit durstigen Kehlen. Die Punker qualmen den Laden dicht, als käme am nächsten Tag der Weltuntergang. Find ich ja geil komischerweise, obwohl ich Nichtraucher bin. Ist irgendwie gemütlich.
Wer spielt als nächstes? Die Antwort ermittelten wir fair durch Münzewerfen. KILLBITE gewinnen und dürfen als zweite ran. Heute liefern die Hunde noch herrlicher als neulich im AZO Ottersberg. Das war ja Ballos erster Auftritt als Sänger von KILLBITE, glaube ich. Da war es schon geil, aber mittlerweile klingt die Band noch besser eingespielt. Das rollt so richtig und die Leute kommen ordentlich in Schwung. Hemmungsloser Spaß!
Was hab ich Bock! Tommy von INSTINCT OF SURVIVAL und UPPER CRUST steht am Mischpult. Viel wird ja nicht abgenommen, aber er verspricht mir: „Ich verhunz das schon.“ Doch tatsächlich höre ich mich ziemlich gut und die anderen mindestens hinreichend. Aaah, warum finde ich diesen Abend so besonders schön? Zum großen Teil liegt es daran, dass die Leute keine langen Gesichter aufgrund der Absage von LOST … WORLD ziehen, fast alle trotzdem gekommen sind und die Situation so nehmen, wie sie eben ist. Der Auftritt wird nachgeholt und heute wird halt gefeiert. Und wie! Ich sehe im Laufe des Auftritts Leute, die komplett nassgeschwitzt sind, weil sie so abgehen. Bei „Tangle Foot“ zieht eine Reihe von Freaks diesen Ruder-Move durch, bei dem man hintereinander sitzt und so tut, als rudere man. Ob es dafür einen Fachbegriff gibt? Hatten wir länger nicht mehr. Andere Besucherinnen tanzen so dermaßen individuell, dat siehste auch nur auffer Lobusch. Die Hitze ist barbarisch, so dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass es draußen arschkalt ist. Wir empfehlen den Leuten noch, sich ein Buch aus dem Lobusch-Tauschregal mitzunehmen. Ich habe beim letzten Mal „Brehms Tierleben“ dort ergattert und viel gelernt.
Einziger Nervaspekt: Irgendwer hat es geschafft, beim Progen über den Merchstand zu segeln und wirklich alles komplett abzuräumen. Ich finde dort noch Stunden später Platten, Patches etc, die unter Jacken und zerbrochenen Bierpullen liegen. Nu, egal, passiert mal.
Die Vladis sagen Danke und grüßen die Schrotties, die Killbites und alle Besucher:innen und Lobuschleute! Ich freue mich schon auf das Nachhol-Konzert von HE LOST HIS IRO IN AN APOCALIPSTIX WORLD! Heute hat man wieder gemerkt, wie schön das Network Of Friends funktionieren kann!