Kiel, Schaubude – 03.10.2020
Was ist eigentlich die Tätigkeit, mit der ein*e Musiker*in, egal ob Amateur oder Profi, die meiste Zeit verbringt? Klare Sache: Warten. (Höre: „Hurry up and wait“ von LAGWAGON).
Verrückterweise ist ausgerechnet das heute völlig anders: Da wir unseren Kram vom gestrigen Gig natürlich nicht abgebaut haben und auch der Sound generell steht, ist es nicht nötig, Stunden vor dem (ersten) Auftritt in der Bude aufzuschlagen. Und nach unserer Ankunft geht alles dermaßen Schlag auf Schlag, dass uns fast schwindelig wird: Kurzer Check, futtern (Pilzschmonk mit Schweinkram, geil), auf die Bühne, ballern, Pause, auf die Bühne, ballern, Schluss.
Etwas genauer will ich dennoch werden: Zur Vorbereitung habe ich mir heute noch ein paar Notizen gemacht: Welche Parts will ich singen, welche können besser weggelassen werden? Während der beiden Konzerte gucke ich dann zwar doch kaum auf diese Notizen, aber allein die Beschäftigung bringt doch etwas mehr Struktur ins Labyrinth der Gesangslinien, Backgroundgesänge und Refrains.
Bei der 19:00 Uhr Vorstellung sind fast ausschließlich bekannte Gesichter vor Ort. Darunter auch Leute, die gern zwei oder drei Mal daran erinnert werden müssen, dass nicht (mit)gesungen werden darf. Letztlich halten sich aber alle an die Regeln.
Ich weiß nicht, ob die drei Konzerte aus Besuchersicht eine unterschiedliche Qualität besitzen, würde aber aus meiner Empfindung heraus sagen, dass heute alles etwas runder läuft. Na gut, einmal vergucke ich mich auf der Setlist und will den Text von „Dreadnought Fever“ zum von der Band intonierten „White Ghosts“ (ausgerechnet diese beiden Songs beginnen sofort mit Gesang) schmettern, aber sowas passiert auch ohne Corona-Bedingungen mal. Der Fehler wird auf der Stelle eliminiert, indem wir „White Ghosts“ gleich noch einmal mit richtigem Text zocken.
Wir hören nach dem Konzert viele positive Aussagen, z.B. sagen einige Besucher*innen, dass man mal intensiver auf die Instrumentalisten gucke. Auch die Vladis (außer mir) genießen es wohl, dass nicht ständig jemand vor ihnen herumhüpft und/oder auf den Effektgeräten herumtrampelt. Erstaunlicherweise sei die Bühne heute zudem im Gegensatz zu „normalen“ Shows heute nicht überschwemmt mit Bier gewesen, sondern völlig trocken. Oha, das lässt mich befürchten, dass ich ab jetzt wohl immer in einen Käfig gesteckt werde…
Konzert Nr. 2 ist im Sack, kurz durchatmen, während die Besucher*innen der dritten Show zu ihren desinfizierten Plätzen geleitet werden. Diesem Publikum gilt es natürlich, die BESTE Vladishow überhaupt zu bieten! Haben diese doch schließlich die ersten Tickets erstanden. Das muss belohnt werden! Heute Abend gibt’s übrigens auch Schleswiger und Hamburger Tischrunden.
Und schon geht es weiter, Konzert Nr. 3 erweist sich schnell als schweißtreibende Angelegenheit. Nach zwei Titeln bin ich bereits vollständig durchgeschwitzt. Kein Wunder – so ein Hardcore-Thrash-Punk ist ja eigentlich auch nicht dafür konzipiert, in 80 Minuten Länge geballert zu werden, schon gar nicht gleich zwei mal 80 Minuten nacheinander. Aber egal, es macht erneut Spaß und immerhin ist uns mal eine Befriedigung des Dranges vergönnt, den man nach einem Konzert häufig verspürt: „Ich könnte gleich wieder zurück auf die Bühne und nochmal spielen!“ Ja, bitte, hier hast du! Nach dem regulären Set sind wir so im Fieber, dass wir glatt noch mal die komplette „Vlad Smash!“ ranhängen.
Danach sind wir schon ziemlich geflasht. Was zur Hölle war das gerade? Aber es hat alles geklappt. Auch Dank des geilen Sounds von Bocky! Für die Besucher*innen war es sicher mal etwas Anderes. Viele haben uns mal ganz in Ruhe analysieren können, nicht mit zehn Bier im Pogopit…
Erneut sagen wir Danke an alle Beteiligten und Besucher*innen!
Und wer die Konzerte nicht besuchen konnte, kann in naher Zukunft weitere Shows unter diesem Konzept sehen. Dazu die Schaubude in eigenen Worten:
„Vielen Dank an Vladimir Harkonnen für diesen astreinen Auftakt und den Kraftakt an diesem Wochenende bei uns in der Kieler Schaubude!
Somit beginnen die Konzerte unter den etwas anderen Bedingungen. Es ist ungewohnt und für unser Team eine völlig neue Situation, doch Freitag und Samstag haben gezeigt, dass mit Verständnis und Motivation der Gäste einiges zu erreichen ist und die Veranstaltungskultur den widrigen Umständen nicht unerheblich viel entgegenzusetzten hat. Wir sind dankbar über jeden besetzten Platz und jedes getrunkene Bier, was uns hilft, solche Kulturorte ein Stück weiter zu erhalten.
Die nächste Veranstaltung steht auch schon an. Am Samstag begrüßen wir
Ocean Criminals aus Kiel um 21oo live on stage!
Karten und weitere Konzertdaten findet ihr auf der Homepage.
Achtung: Es gibt nur Karten nur im Vorverkauf zu erwerben. Eine Abendkasse ist leider nicht erlaubt. Wir sehen uns hoffentlich bald in der Schaubude und bis dahin, passt auf Euch auf!
Euer Schaubuden-Team“
Da kommen diverse Klopper in die Bude! Checkt:
Edit: Alle weiteren Veranstaltungen nach OCEAN CRIMINALS mussten aufgrund des erneuten Lockdowns abgesagt werden.