Peine, REFUSE-Festival – 27.07.2019
Was für ein Wochenende! Während ich mich am Donnerstag und Freitag auf dem HEADBANGERS OPEN AIR herumtreibe, gucken sich meine Mitvladis in der Hamburger Markthalle PROPAGANDHI an. Am Freitag unterbreche ich das Festivalprogramm für die Trauerfeier eines alten und leider kürzlich verstorbenen Kumpels, der Kieler Legende Siggi Schröder (R.I.P., Alter!). Letztlich eiern wir luxuriös auf drei Karren verteilt gen Peine. Obwohl Martina und ich uns eisenhart den Wecker gestellt hatten, wird es ganz schön knapp – bei sengender Hitze müssen wir einen Stau nach dem anderen überwinden. Als ich die Stimme in der Box befrage, wie lange wir noch zu fahren hätten, bekomme ich die Antwort, dass die Fahrt noch exakt eine Stunde und zwanzig Minuten dauern werde. Das ist insofern sportlich, als dass wir in anderthalb Stunden mit dem Auftritt beginnen sollen…
Doch letztlich ist alles entspannt, ist schließlich Punkrock hier. Wir kommen zwar wirklich exakt wie vorausgesagt an, aber zu dem Zeitpunkt hat das Festival bereits eine deutliche Verzögerung und gerade beginnt die Band vor uns erst ihren Auftritt! Muss ich also doch nicht nur in Schluppen und Badehose auf die Bühne.
Große Freude: Zeitgleich mit uns kommt eine Karre mit Kieler Kennzeichen an. Drin sitzen Henning Prochnow (erinnere: SCAPEGOATS, TINY GIANTS) und Helge fucking Schreiber! Herrlich.
Nachdem wir unfasslich viele Bekannte wie Ballo & die Killbites, Jona & Eat The Bitch, Roman und die Zunders, Svenja, Michelle, Thomas von POWER IT UP, Tati, Martin, Kramer und den Gewinner unserer Photoshop-Challenge Elias Wørn („Was hält Philipp in der Pranke?“) begrüßen dürfen (Wørn bringt mir übrigens angemessenerweise eine Dose WOLTERS PILSENER mit), sind die SCHWARZEN SCHAFE auch gerade fertig. Ich hab von ihnen wenig mitbekommen, klang aber geil.
Es ist zwar sauheiß, aber die Kutte wird dennoch angezogen. Zum Soundcheck bekommen wir Besuch auf der Bühne: Martin von RASTA KNAST hat seinen lütten Sohn dabei, der sich sehr fürs Schlagzeug interessiert und natürlich auch gleich mal draufhauen darf. Erics Nachfolger? Dann geht’s auch schon los und erfreulicherweise finden sich mit jedem Song mehr Leute vor der Bühne ein. Das kann aber auch am stetig größer werdenden Schatten liegen, den die Bühnenüberdachung spendet. Wir würdigen die großartige und tiefenentspannte Atmosphäre des Festivals und genießen den nahezu reibungslos verlaufenden Gig. Wichtig ist uns heute, etwas zum Fächer-Knigge zu erzählen, schließlich erlebt der gute alte Fächer in Zeiten des Klimawandels ein Comeback. Eine positive Nebenwirkung seien dabei die kommunikativen Möglichkeiten: Fächer vor den Mund gehalten: „Pst, wir werden überwacht!“ Fächer hinters Ohr gesteckt: „Achtung, wir werden abgehört!“ Und so weiter. Bodenroller, Schuhtest, mit der Fresse im Dreck gelandet sind na logisch Standards, die wir lässig abspulen. Bester Zwischenrufer: „Habt ihr auch einen Song gegen Bullen?“ Zarc: „Im Grunde ist jeder Song von uns gegen Bullen!“ Ja, nee, richtig schön hier!
Fotocredit: MAKEL art
Danach kommt die totale Gönnung. Warmes Bier an den Hals und KILLBITE (jetzt mit drei Gitarren – brutal!), POPPERKLOPPER (mindestens so gut wie auffem Wilwarin), KOTZREIZ (es ist geklärt: KOTZREIZ sind allen Hatern zum Trotz eine echte Punkband – sie saufen noch am nächsten Morgen bzw. Mittag, als wir das Streckermobil beladen), ASTA KASK (totales Highlight, die sind noch besser als auf Platte und überzeugen auf allen Ebenen) und 100 BLUMEN (sympathische Vögel, aber für die meisten von uns haben die
Punk-D’n’B-Elektro-Asseln zuviel Electro im Blut) reingezogen. Michelle lotst uns später noch auf einen Bio-Bauernhof in der Nähe, wo auf uns ein Bett im Heu und am nächsten Morgen ein unfassbar leckeres Frühstück warten.
REFUSE-Crew, Danke! Michelle, Danke! Alle anderen, ebenfalls Danke! UP THE DOSE!
Ein Ausschnitt vom Auftritt hier: