Flensburg, Hafermarkt – 30.03.2019
Nachdem BLACK SACHBAK auf ihrer Tour mehrfach längere Distanzen und kurze Nächte durchgezogen haben, ist es für sie natürlich angenehm, mal amtlich auszuratzen. Von den zehn Menschen im Hostel schnarcht so ziemlich jeder! Ein Raubtierkäfig ist nichts dagegen (und riecht wahrscheinlich besser). Erstaunlicherweise stört das aber gar nicht, denn die Schnarchintervalle überlappen sich derart, dass ein einziges, langes Dauerschnarchgeräusch entsteht. Irgendwie angenehm.
Trotz Ausschlafen und ausgedehntem Frühstück haben wir immer noch Zeit, um einen Stopp in Rendsburg einzulegen. Alle duschen in Erics Badeparadies und hängen bei herrlichem Wetter auf der Terrasse ab.
In Flensburg stoßen heute noch 51st STATE dazu, eine Art Experimental Dub/Industrial Punk-Duo. Ebenso entspannte und höfliche Typen wie der bereits anwesende DJ Bert und unser Mann in Flensburg Martin P! Letzterer hatte uns übrigens noch die Info zugesteckt, dass heute ein paar schräge Vögel auf den Straßen unterwegs sein könnten, da der „Jugendwiderstand“ für heute eine Pro-Palästina-Demo angekündigt habe, unter dem sich klar antisemitische Idioten befinden. Zum Glück taucht keiner dieser Deppen im oder am Hafermarkt auf, fuck ‘em!
Dafür trudelt u.a. ein Freak aus Dänemark, genauer Sonderburg, ein, der uns letztes Jahr auffem Meltdown-Festival gesehen hatte und offenbar ziemlich angetan war. Schon wieder jemand im Publikum, dessen hohe Erwartungen es zu erfüllen gibt, mit Totalabsturz vorm Gig ist also nix… Lieber das leckere vegane Reisgericht genießen, welches mir allerdings noch bis zum Auftritt schwer im Magen liegen wird.
Fotocredit: Joachim Ladwig.
51st STATE eröffnen und haben bereits einen gut gefüllten Schuppen vor der Nase. Der Mix aus Industrial, Dub und Anarchopunk spuckt recht unterschiedliche Songs aus, die mal tanzbar tönen, mal aggressiv alles zu Klump hauen. Die Zuschauer*innen mögen die Sache mehrheitlich, wobei ich persönlich die Setlistlänge fast schon zu lang finde. Kann aber sein, dass ich das nur so empfinde, weil ich auf den eigenen Auftritt warte.
Derbe warm und stickig isses, als wir dann losdengeln, wodurch dieser Auftritt einer derjenigen ist, der einem auf der Bühne viel Energie abverlangt. Meine Klamotten kann ich danach auswringen. Der Bühnensound ist ziemlich geil, der Hafermarkt scheint in Sachen Technik etwas aufgerüstet zu haben. Vor der Bühne geht ein munterer Pogo- und Kopfschüttel-Reigen ab, was uns noch zusätzlich anstachelt. Auch „the danish guy“ geht vom ersten bis zum letzten Song fäusteschüttelnd ab und singt fast jeden Text mit. Dem umtriebigen Joachim Ladwig ist übrigens das Foto zu verdanken, auf welchem ich auf meine leere Pranke („unsichtbare Orangen“-Style) starre und das wir zur Photoshop-Challenge genutzt haben. Auch heute gelingen ihm ein paar herrliche Schnappschüsse. Dazu hält Martin mit der Kamera drauf, checkt mal seine Seite „shitty videos galore - punk rock and other crap“ (Eigenbeschreibung: „Extrem unprofessionelle Konzertmitschnitte, gefilmt mit Schrottkameras und zittriger Hand - Punkrock und anderer Quatsch…“) Ein intensiver Auftritt, wie immer super im Hafermarkt. Hier eins von Martins Videos:
Yeah, BLACK SACHBAK setzen heute noch deutlich einen auf ihre gestrige Leistung drauf! Ich glaube fast, dass die Israelis heute den besten Auftritt zocken, den ich bisher von ihnen gesehen habe. Es stimmt einfach alles, Sound, Bühnenaction, man hört alle nötigen Details geraus und es wämst heftig in die Magengrube. Dor spricht später von einem magischen Abend, Recht hat er. Heute fällt mir auf, dass Eliran jeden Abend exakt dieselben Ansagen macht, auch weil Mercher Yuval neben mir steht und grinsend synchron mitspricht: „BLACK SACHBAK versus the future! Album release show! Album relase tour! In Europa! In Europa!“ Die Sachbaks erweitern heute ihre Setlist um das ANTHRAX-Cover „I’m The Law“, welches superb gelingt. Die entsprechende Scheibe („Among The Living“) lege ich mir nach dem Wochenende nach längerer Zeit mal wieder auf und feiere das Ding tagelang hart ab. Herrlich!
Danach sorgt DJ Bert für eine höchst gelungene Mischung aus Punk, Metal, Pop und einfach coolem Zeug, dass die Stimmung weiter kocht. Total gut, ich mag das immer sehr, dass hier nicht nach der letzten Band sofort alle wegrennen, sondern weiter dem Musikgenuss frönen.
Morgen: Auf Sonntagsmatinee in der T-Stube Rendsburg. Ob da wohl Leute kommen…?