Cottbus, Muggefug e.V. – 13.09.2019


Von Pierre “Poser 667” Bade habt ihr bestimmt schon gehört. Der Kollege, Siggi Sick (R.I.P.) beschrieb ihn mal mit den Worten „Konzert Veranstalter aus Hamburg, Stilsicher in Sachen- Leatherjacket with Boots on Style“, organisiert regelmäßig Konzerte, Festivals und Wochenendtourneen. Das Konzept war es, vier Bands aus dem erweiterten Thrash-Bereich an drei Wochenenden in sechs Städten spielen zu lassen. Motto: THE R-EVOLUTION OF STEEL THRASHES GERMANY. Leider war für uns arbeitstechnisch schon früh klar, dass wir nur Zeit für zwei aufeinanderfolgende Wochenenden haben würden. Für die ersten vier Konzerte in Cottbus, Greifswald, Kiel und Berlin waren FATAL EMBRACE, EXIT SMASHED, EXTINCT und wir geplant, in Hamburg und Clausthal sollten statt uns REAVERS spielen. Im Nachhinein hätten wir ein drittes Wochenende wohl eh nicht spielen können, denn beim Kieler Auftritt kommt es zu einem Bühnenunfall… Und eine der vier Bands hat dann auch ohne Unfall nur eins der sechs Konzerte gespielt… Aber der Reihe nach:

An einem Freitag von Kiel nach Cottbus zu fahren, ist eigentlich komplett bescheuert, vor allem, wenn man eigentlich um 18.00 Uhr oder so da sein soll (und bis ca. 14:00 Uhr arbeiten muss). Wir hoffen auf Magie, bekommen aber Stau. Und Zarc pfeift die Gitarrensoli der im Streckermobil laufenden Songs mit. Das Leben kann hart sein. 

Immerhin kommen wir noch an, bevor EXIT SMASHED beginnen. Knapp zwar, aber immerhin. EXTINCT mussten kurzfristig absagen, weil ein Mitglied keinen Urlaub bekommen habe. Viel ärgerlicher: Die Cottbusser Konzertgruppe hat das Konzert vergessen. Die vor langer Zeit von Piere zugeschickten Plakate schimmeln ungenutzt vor sich hin, nur online gab’s ein paar Tage vorher Werbung. Der Laden ist ansonsten total super, ein richtig schöner kleiner Schuppen mit angenehm großen Backstageräumlichkeiten, in denen man auch gleich pennen kann. Die Betreiber sind auch alle cool drauf, wer das jetzt verkackt hat, hat’s halt verkackt. Man muss natürlich auch einräumen, dass wahrscheinlich keine der Bands hier großartig bekannt ist, also wir zumindest nicht… Es kommen exakt sieben Zahlende. 

EXIT SMASHED eröffnen den Reigen und gefallen mir wie immer super. Sie werden sich allerdings mit jedem Auftritt weiter steigern und sind laut Rolf heute nahezu ungeprobt auf den Brettern. Eine gewisse Verkrampftheit lässt sich tatsächlich ausmachen, aber das kann man ja auch positiv sehen. Der herrlich hektische Stil wird von Trommler Ken geil nach vorne gekickt, superb auch Paddys (b) hysterische Backings. Beim GANG-GREEN-Cover „Let’s Drink Some Beer“ darf mitgeschmettert werden, was ich gleich zur Stimmölung nutze.

Wenn man Außenstehenden erzählt, dass man vor sieben Leuten gezockt und dabei wirklich Spaß gehabt hat, glauben die einem wahrscheinlich meist nicht. Ist aber so. Der Sound ist schon mal richtig geil, obwohl natürlich nur Zeit für einen kurzen Linecheck war. Aber der Hausmischer hat’s voll drauf. Wenn nur so wenig Leute da sind, reduziert sich die Gefahr, dass mir irgendwelche Asis per Flachköpper auf den Rücken springen (deshalb mach ich das in Rendsburg nicht mehr, pff). Zarc meint irgendwann, dass man sich eigentlich auch gegenseitig namentlich vorstellen könne, wenn man schon so unter sich sei. Das leuchtet allen ein. Anwesend sind unter anderem ein Rolf (nicht der EXIT-SMASHED-Rolf), ein Harald und eine Sybille. Wir widmen ihnen allen Songs, auch Pierre, der seiner Mutter kürzlich einen Fasan geschenkt hat, welcher aber heute entflogen ist. (Pst, Spoiler: Im Laufe der Tour findet der Fasan wieder nach Hause zurück. Nicht, dass ihr nachts deswegen wachliegt.)

Auf FATAL EMBRACE hab ich jetzt richtig Bock. Die Berliner Haudegen gibt’s seit 1993, dem Jahr, in dem wir auch mit BONEHOUSE angefangen haben. Ich besitze vier Alben der Band, die alle richtig geilen Thrash der Marke early SLAYER mit ‘ner Prise EXODUS drinne bieten. Sänger Dirk Heiländer ist das einzige Gründungsmitglied, aber Bassist Ronald ist auch bereits seit 1999 dabei, die beiden Gitarristen seit 2008 (Spezi) und 2012 (Tobias). Mit dabei haben sie für diese Tour Matthias Scheuerer, der bei SPACE CHASER und ZSK Schlagzeug spielt. Es zeigt sich schnell, dass FATAL EMBRACE in den 26 Jahren ihrer Existenz nicht die Bohne ausgewimpt sind. Geil gespielter Thrash, der fast ausschließlich in oberen Geschwindigkeitsregionen angesiedelt ist. Und mit „Killers“ von IRON MAIDEN gibt’s noch ein geschmackssicher gewähltes Cover. 

Zum Glück weist uns einer der Besucher (ich glaube Harald) auf das leckere Fassbier hin, indem er mir eins davon in die Pranke drückt. Wir übertreiben es aber dennoch nicht, wollen wir doch schließlich morgen fit sein für fuckin‘ Greifwald. 


THE R-EVOLUTION OF STEEL TOUR CONTINUES…..