RD-Rock, Hanerau-Hademarschen – 25 – 26.05.2018
„Das Rd-Rock-Festival kommt zurück!“ Als uns dieser Ruf erreichte, stieg gleich die bockige Vorfreude! Skeptisch war zunächst unser Andi, der das Festival früher mitorganisiert hat und deswegen wusste, wie schwierig das alles finanziell und auflagentechnisch zu wuppen ist. Er hatte nicht zuletzt deswegen damit aufgehört, weil die Hürden immer höher wurden. Aber manchmal ändern sich die Dinge auch zum Guten: Die Gemeinde Hanerau-Hademarschen hatte offenbar mit einem signifikanten demografischen Problem zu kämpfen, weil immer mehr Menschen weggezogen sind. Es galt, die örtliche Attraktivität wieder zu erhöhen. Irgendwann muss jemand auf die Idee gekommen sein, dass es da doch mal dieses Festival gab. Ob das nicht reaktivierbar sei? Und wo früher krasse Kosten für das Mieten einer Koppel anfielen, gibt es das 2018 umsonst. Zumindest ging laut Veranstalter-Crew dieses Mal vieles leichter und günstiger zu organisieren.
Wir fahren (zum Teil) bereits am Freitag hin und sehen gleich: Das Gelände hat eine positive Verkleinerung erfahren, ist auch leicht verlegt worden. Die Waldbühne liegt jetzt tatsächlich mitten auf einer Lichtung im Wald, der Eingang befindet sich neben dem Sportheim, in welchem wieder geduscht werden kann. Gezeltet wird jetzt auf einem gemütlichen Areal ein paar Hundert Meter vom Haupteingang entfernt. Alles ist höchst liebevoll gestaltet, die Sonne lacht, wir lachen mit.
Wir sind durchgeschwitzt, nachdem der Zeltaufbau durch ist. Die Gigs von DIETER JACKSON, BORDERPAKI, TOTAL VIOLENCE (machen ihrem Name alle Ehre!), TEQUILA AND THE SUNRISE GANG (gefallen mir zum ersten Mal richtig gut), THE MOTH (geiler als neulich mit CROWBAR) und RANTANPLAN lassen den Schlüppern keine Chance zum Trocknen. Leider verpassen wir den Auftritt von EXTINCT, der laut Augenzeugen eine wahnwitzige Kombination aus Vollsuff und musikalischem Wahn gewesen sei. Und irgendein Sänger soll die schöne Ansage gebracht haben: „Der nächste Song ist voller Hass gegen… äh, weiß ich auchnichmehr…“
Der Samstag beginnt ebenfalls mit Bilderbuchwetter. Mir fällt es echt schwer, den Versuchungen zu widerstehen. Es ist ja verrückt: Wenn du gerade nicht trinken willst, kommt wie im Märchen von überall eine prall gefüllte Mische hergeflogen. Aber Martina wacht über mich, entwindet mir jedes neue Getränk und trinkt es heldinnenhaft für mich aus.
Auch nüchtern knallen FROM HARBOUR, SLYMER, BODO, MUTANT REAVERS, TYPHOON MUTOT DUDES und NOM. Der Sound ist übrigens gerade im Zelt meistens gut.
Plötzlich ist es Zeit für Vladi und ich kann gerade noch die Bühnenschuhe anziehen und unser Bühnenbier holen, bevor wir auch schon den Kreis der Vladis schließen, um uns zu motivieren. Die Bedingungen sind dann optimal: Unser Slot liegt im Grunde zeitlich perfekt, denn um 19:45 Uhr ist auch die letzte Eule aus dem Zelt gekrabbelt, gleichsam sind erst wenige Besucher*innen schon too drunk to fuck. Dazu knackt der Sound alles weg, Dank also an Michi von den DUDES. Viele bekannte Gesichter wirbeln im Pit durcheinander, bis es aussieht wie bei diesem Peanuts-Jungen, der immer von einer Dreckwolke umgeben ist. Wir freuen uns, zum vierten Mal auf dem Rd-Rock zocken zu dürfen, spielen gleich drei neue Songs von der kommenden Platte (und einen von der übernächsten…) und huldigen mit zwei Sidedrops unserem verstorbenen Freund Fischi – ruhe sanft, Alter! Das gefällt mir alles derart gut, dass ich vor Begeisterung einen kleinen Handstand auf der Bühne wage. Noch denkwürdiger: Zarc verguckt sich einmal in der Setlist und stimmt einen anderen Song als der Rest von uns an. Immerhin merken wir es – MOTÖRHEAD sollen ja mal eine ganze Tour lang aufgrund eines Kommunikationsfehlers an einer Stelle im Set zwei Songs auf einmal gespielt haben… Herrlicher Auftritt, einer derjenigen, bei denen so ziemlich alles stimmt.
Handtuch auffen Kopp und weiter. Ich gönne mir im Anschluss gleich REZET, die ihrem Fill-In-Klampfer sogar einen Solo-Auftritt in Eddy Van Halen-Manier spendieren. Danach feiern wir weiter bei/mit den DETECTORS und ROBINSON KRAUSE, letztere sind hart in shape und hauen eine Top-Ansage nach der anderen raus. Leider verpasse ich wegen Mampfung FORGOTTEN NORTH, die als einzige Band ein eigenes Merch-Häuschen (!) mitgebracht haben – samt ausgesägtem Wikingerschiff („Wir spielen häufig auf Mittelalter-Märkten – da ist sowas Standard, geradezu bescheiden!“, erfahre ich auf Nachfrage. Damn, was bringen dann die unbescheidenen Bands mit?)
Yeah – RD-ROCK 2018 – sold-out und ein Riesenhammer. 2019 bitte wieder! Let’s rock!