MELTDOWN, Schuby, Nordring – 07. & 08.10.2018 

Zum zweiten Mal aufs Meltdown eingeladen, hurra! Ich schieße gleich mal ein Fazit vorweg: Die diesjährige Edition wartet mit einem sehr starken Billing auf, welches immer wieder gerade mit Bands überrascht, von denen ich noch nichts gehört hatte. Das Publikum erscheint mir rege und an den Bands interessiert, also weniger ein Mir-egal-was-spielt-ich-will-nur-saufen-Mob, sondern Musikliebhaber, die genießen wollen. Da sind Vladi natürlich goldrichtig aufgehoben… 

Wir reisen fast alle bereits am Freitag an und gönnen uns immerhin noch PSILOCYBE LARVAE sowie ENDSEEKER. Für mich war es früher nicht zu schaffen, da ich noch einen alten Kumpel in seinem Bauwagen besucht hatte. Aber is ja auch schön. Die Russen von PSILOCYBE LARVAE (bei diesem Namen muss man sich beim Schreiben konzentrieren…) stellen gleich eine der erwähnten Überraschungen dar! Ich fühle mich an ganz frühe TIAMAT erinnert, wobei das nur ein grober Anhaltspunkt sein kann. Der Sound ist herrlich roh, gleichzeitig schälen sich wunderschöne Gitarrenmelodien heraus. Des Sängers Growlvermögen sagt mir ebenso zu wie sein Klargesang. Vier Scheiben haben PL dabei, drei davon ernte ich flugs ab, weil das letzte Exemplar der vierten vor meinen Augen verkauft wird. 

ENDSEEKER sind ja regelrechte Senkrechtstarter und rechtfertigen den regen Zuspruch durch eine feine Death-Metal-Sause. HM 2-Sound der alten Schule, aber nicht so generisch wie bei manch anderen Bands dieses Stils, sondern mit schmissigen Songs, die Laune auf Biertrinken und Rübeschütteln machen. EP und LP sind zu empfehlen, das nächste Langeisen wird dann über Metal Blade kommen. 

Am Freitagabend wurde es doch ganz schön kalt und nass, wie man es nach gut viereinhalb Monaten Sommer gar nicht mehr gewöhnt war. Da freuen wir uns über das deutlich freundlichere Wetter am Samstag! POWERHEAD eröffnen mit Heavy Metal und vermögen es, viele Freaks von den Bierpilzen wegzulocken. Ein Humpen kostet übrigens lediglich 1,50 Euro – Daumen hoch! Das KYUSS-Cover „Green Machine“ klebt mir noch Tage später im linken Ohr. 

Von INSULTER, die wegen der Absage von EXTINCT nach hinten rutschen, bekomme ich nur ein paar Songs mit, da wir selbst ja aufbauen müssen. Immerhin kann ich mich fast unbemerkt davonstehlen und mir doch ein Viertelstündchen INSULTER gönnen. Geil kickende Mischung aus VENOM und early SLAYER!

Wir sind irgendwie besonders gut drauf heute, habe ich das Gefühl. Die Rahmenbedingungen sind perfekt: So hat mir die Meltdowncrew das Bühnenbier in so einer tiefen Metallbratform gereicht, was sehr praktisch ist: Fiele mir das Bühnenbier um, was in der Regel ja immer geschieht, würde nichts verschwendet und ich könnte das edle Gebräu direkt aus dem Teil trinken. Wir würdigen auch die Bierzeltdichte pro Quadratmeter und die Anzahl der Dixies. Hier muss keiner an den FOH pissen, wie etwa früher beim Force Attack. Wir sind ja keine Band, die ihre Bühnenmoves plant. Insofern gefällt es mir, wie Andi plötzlich im Kreis vor sich hin rennt. Ich schließe mich gleich an und wir liefern uns einen halben Song lang eine wilde Verfolgungsjagd. Also, alles geil aus unserer Sicht, wir würden wiederkommen! 

Danach versuche ich noch so viel wie möglich von den weiteren Bands mitzubekommen: OBSKURA metern mit wüstem Death Metal los, der mir wie immer gut gefällt. Eine weitere Überraschung stellen TORIAN dar, die wie INSULTER oder PSILOCYBE LARVAE vorher niemand auf dem Zettel hatte: Hochklassiker Power/Heavy Metal mit grandiosem Sänger und tollen Melodien. INCARCERATION sind zum Duo geschrumpft und Daniel macht es wie die jeweiligen Kollegen bei MANTAR oder SUN WORSHIP, indem er über zwei Amps, je einen Gitarren- und einen Bass-Amp, spielt. Der hysterische Vortrag und Smasher wie „Forsaken And Forgotten“, „Evoking The Possession“, „Obsessed By Death“ oder „Infernal Suffering“ lassen den Mob gut am Rad drehen. VERHEERER hatten mich schon im April in der Meierei begeistert, heute gefallen sie mir sogar noch besser. „Das ist die beste deutsche Black-Metal-Band! Schreib das!“, brüllt mir Kollege Thomas ins Ohr. Wohin eigentlich? Hinters Ohr? Hier ist bestimmt auch gut: VERHEERER sind die beste deutsche Black-Metal-Band! Die Darbietung strahlt fast schon Besessenheit aus, ohne dass antikosmischer Klimbim nötig wäre. Die eiskalten Gitarrenmelodien kriechen tief ins Mark. Zu METAL WITCH sind viele geblieben, was sich bei einer derartigen Institution auch gehört. Bester ACCEPT-Metal mit verdammt guten Riffs. Heute scheint mir Sänger Kay Rogowski noch besser in Form als sonst, seine Stimme schneidet sich durch das schon leicht betäubte Gehör mühelos durch. 


Das war ein Festival zum Wegschmelzen. Großes Lob an die Meltdown-Crew!